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Ernst's Velotouren

  
 
 
 
 
 
Fahrradtour 2008 - 2013
Zweite Etappe Südostasien - Australien
Teil 4: "Great Central Road", Zentral-Australien, April 2011
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Übersichtskarte, für Details siehe Google Earth oder Garmin-File.
Abschie
Bild: Ab Laverton, dem Start der "Great Central Road", ist es hinsichtlich der kommenden Ortschaften sehr sehr übersichtlich. Im Detail: Cosmo Newberry 87 km, Warburton 559 km, Kaltukatjara 890 km, Yulara 1126 km und schliesslich Alice Springs 1587 km. Und genau 3 km weiter von hier gibt es für die nächsten 1100 km keinen Asphalt mehr ...
Mekong-Fälle
Bild: Auf der "Great Central Road" belade ich das Velo bei Versorgungspunkten mit rund 12 zusätzlichen Kilogramm Nahrungsmitteln und 24 Litern Wasser. Alles in allem macht das dann ca. 70 Kilogramm Gepäck! Bleibt zu hoffen, dass das Velo diese Last auf den schlechten Strassen aushält.
 
Bild: Hunderte Kilometer entfernt von jeglicher Zivilisation. Meistens ist die Strasse relativ gut zu befahren ....
Bild: ... doch manchmal ist sie überschwemmt und für dutzende Kilometer versandet. Es kommt vor, dass ich das Velo für kürzere Strecken durch den Sand schieben muss.
Bild: Hunderte Kilometer zieht die einsame Strasse durch die weite Buschlandschaft. Während den drei Fahrtagen zwischen Laverton und dem Tjukayirla Roadhouse sind mir insgesamt weniger als zehn Fahrzeuge begegnet. Einsamkeit erfasste mein Gemüt und ich begann mit mir selbst zu sprechen.
Bild: Eine mehrere Meter lange Kette von haarigen Raupen quer über die Strasse.
Bild: Typische Landschaft im Outback.
Bild: Nach drei Tagen auf der Strasse habe ich das Tjukayirla Roadhouse erreicht, der einzige Versorgungspunkt für die nächsten 250 km.
Bild: Aborigines-Kunst.
Bild: Nach dem Tjukayirla Roadhouse war die Strasse an mehreren Stellen überschwemmt und unpassierbar für Fahrzeuge ohne 4WD. Viele Lastwagenfahrer warten in den Roadhouses schon seit Tagen, um ihre Fracht nach West- beziehungsweise Nordaustralien zu bringen. Wenigstens habe ich dadurch Ruhe auf der Strasse und begegne pro Tag lediglich drei oder vier Fahrzeugen.
Bild: Täglich trinke ich 8 bis 10 Liter Wasser. Obwohl ich bei den verschiedenen versorgungspunkten 24 Liter Wasser auf das Velo lade, was je nach Wetter für zwei oder drei Tage reicht, bin ich zuweilen auf zusätzliches Wasser angewiesen. Durch den Wasserfilter kann ich aber gefahrlos aus allen Wasserlöchern und Pfützen trinken.
Bild: Allein in der Weite des australischen Outbacks. Die "Great Central Road" ist mit dem Fahrrad einigermassen gut zu befahren. Über weite Strecken muss ich aber oft über losen Kies oder Sand fahren, was viel Kraft kostet. So falle ich abends ziemlich erschöpft ins Zelt und bleibe bis zum Sonnenaufgang 12 Stunden liegen.
Bild: Im Roadhouse von Warburton habe ich Erich und Marlies aus der Ostschweiz getroffen, die mit ihrem Camper mehrere Wochen quer durch Australien fahren. Das freundliche Paar hat mich spontan zu einem leckeren Känguru-Steak mit Nudeln und Rüebli eingeladen.
Bild: Zwischen Warburton und Warakurna, dem nächsten Dorf auf meinem Weg zum Uluru (Ayers Rock), war die Strasse etwas besser zu befahren, und ich konnte die 230 km innerhalb zwei Tagen zurücklegen.
Bild: Im australischen Outback sieht man oft wilde Tiere. Zwischen Warburton und Warakurna habe ich diese riesige Kamelherde getroffen. Fast jede Nacht im Zelt höre ich irgendwo in der Landschaft Dingos heulen. Doch noch immer habe ich nicht ein einziges Känguru gesehen ...
Bild: Nach Warakurna, wo ich einen Tag ausruhte, habe ich die beiden Franzosen Jean und Cyril getroffen, die mit ihren Motrorrädern quer durch Australien fahren, dann von Brisbane nach Wladiwostok verschiffen und schliesslich von dort zurück nach Frankreich fahren wollen.
Bild: Zwischen Warakurna und Docker River, einer kleinen Aborigines Community and der Grenze zwischen Westernaustralia und Northern Territories, veränderte sich die Landschaft und zum ersten Mal in Australian sah ich wieder Berge.
Bild: Im australischen Outback einen grösseren Baum anzutreffen ist bereits ein bemerkenswertes Ereignis.
Bild: Zauberhafter Sonnenuntergang bei Docker River.
Bild: In Docker River gibt es einen kleinen Lebensmittelladen. Dort wollte ich eigentlich noch meine Vorräte etwas aufstocken. Leider musste ich aber feststellen, dass der Laden sonntags geschlossen ist. Tja. So blieb mir nichts anderes übrig, als die nächsten drei Tage bis Yulara mit zwei Kilo Müsli und drei Scheiben Brot durchzustehen.
Bild: Aborigines-Kinder in Docker Rivers.
Die Aborigoines besiedelten Australien vor rund 40.000 bis 50.000 Jahren. Mit der Ankunft der Weissen, die die Wasserstellen und Weidegründe für ihr Vieh besetzten, verloren die Aborigines ihre Lebensgrundlage und fingen in ihrer Not an die Rinder und Schafe der Weissen zu jagen, was zu gewalttätigen Konflikten führte. Während rund 150 Jahren kam es bis in die Dreissigerjahre immer wieder zu blutrünstigen Massakern. Die Zahl der Aborigines sank durch diese Massaker und auch durch eingeschleppte Krankheiten von geschätzten 300.000 bis 1 Mio. (1800) auf nur noch 60.000 (1920). Die australische Regierung betrieb auch offiziell Programme, um die verschiedenen Völker der Aborigines zum Verwschwinden zu bringen. Genozid.
Noch heute sind viele Aborigines ihrer Lebensgrundlage beraubt und haben (noch) nicht in die moderne Gesellschaft der Weissen gefunden. Damit sie überhaupt überleben können, werden sie heute vom australischen Staat unterstützt - was wiederum zu gewissem Unmut unter der weissen Bevölkerung führt.
Bild: Unter diesem Felsvorsprung rund 40 km westlich von Docker River, hat Harold Lasseter ein paar Tage ausgeharrt, nachdem ihm auf einer Expedition durch das Outback die Kamele mit sämtlichen Vorräten durchbrannten. Lasseter war ein wahrscheinlich betrügerischer Goldsucher, der mit wilden Geschichten über riesige Goldvorkommen im Outback Unmengen an Investorengeldern einsackte. Nachdem ihm aber auf der Reise zu diesen angeblichen Goldvorkommen die Kamele durchbrannten und er ein paar Tage in der "Lasseteres Cave" ausharrte, machte er sich zu Fuss aiuf den Weg zu Mount Olga. Rund dreissig Kilometer entfernt von der Höhle hatte man später seinen Leichnam gefunden. In seinem Tagebuch hatte er vermerkt: "Was ist schon ein Berg von Gold? Ich würde alles hergeben für einen Laib Brot."
Bild: In den zweieinhalb Tagen von Docker River bis Kata Tjuta (Mount Olga) erlebte ich den "worst-case" eines jeden Tourenfahrers. Der Wind kam genau von vorne und war so stark, dass er Sand mitriss. Ein kleiner Sandsturm. Hinzukam aber noch - was noch schlimmer war -, dass die Strasse über weite Strecken versandet war und ich das Fahrrad oft mehrere Kilometer weit schieben musste. Ohne tagtäglich mehrmals zu meditieren wäre ich wohl verrückt geworden.
Bild: Hunderte Kilometer entfernt von jeglicher Zivilisation schenkte mir ein entgegenkommender Autofahrer einen Apfel. Ich war zutiefst beeindruckt über die herrliche Frucht. Sieht und liest man das nun von einem Bürostuhl aus oder im gemütlichen Zuhause, so mag man denken, dass es ja nur ein Apfel ist. Hier im Outback aber, wo es für tausende Kilometer nur brennende Sonne, Staub und trockenes Gras gibt, ist so ein Apfel kaum mit Gold aufzuwiegen.
Bild: Als ich im Abendlicht am Horizont Kata Tjuta (Mount Olga) auftauchen sah, freute ich mich sehr. Das Ende von 1100 km Geröll und Sand auf der Great Central Road ist abzusehen. Nur noch 30 km!
Bild: Am nächsten Morgen erreichte ich nach den letzten 30 km auf der Great Central Road, in denen ich das Velo noch ein paar Mal schieben musste, die Kata Tjuta Berge (Mount Olga) und somit den geteerten Lasseter Highway. Wahrscheinlich war ich in diesem kitzekleinen Moment gerade der glücklichste Mensch auf diesem schönen Planeten ...