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Erste Etappe Schweiz - Thailand
Teil
6: Süd-Kasachstan, Juli 2008
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Nach
einer Pause in Aral fuhr ich wieder in die endlose und vor Hitze
flimmernde Weite hinaus. Die ganze Region der Kasachensteppe um
Aral ist knochentrockene Halbwüste. Nur noch wenige Pflanzen
bedecken den ausgedörrten Sandboden, kleine, sandige Windhosen
wirbeln über die Landschaft und ausser Kamelen und Fliegen
kann kaum ein Lebewesen in dieser Landschaft überleben.
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Bild:
Da war einst ein See so gross wie ein Meer, der sie ernährte.
Heute leben sie in einer Halbwüste.
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Ein
Wasserkonsum von 10 Litern und mehr (ohne kochen oder waschen) ist
für eine Tagesdistanz von 150 km inzwischen zur Normalität
geworden. Allerdings leidet der Appetit darunter und der Körper
wird immer wie drahtiger - was in Anbetracht der kommenden Bergetappen
im Tienshan- und Pamir-Gebirge sicher nicht schadet, zumal ich noch
immer über ein paar Kilos Reserve verfüge. |
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Bild:
Nichts als endlose, weite Halbwüste.
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Bild:
Camping bei Vollmond.
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Ausser
den paar kleinen Ortschaften entlang der Bahnlinie, bestehend aus
ein paar Häusern, gab es oft nichts als weite Wüste. Zuweilen
musste ich 100km und mehr fahren, um wieder zu einer kleinen Strassenkneipe
zu kommen. Die Qualität des Essens war oft zwischen lecker
und blankem Entsetzen (gegessen habe ich notgedrungen alles, habe
mir aber auch mehrmals die Verdauung verdorben). Die Kneipen hatten
meistens auch kühle Getränke im Angebot, was in Anbetracht
der Wüste und Temperaturen von über 40°C eine Wohltat
ist. |
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Bild:
Kleine Ortschaft bestehend aus zwei, drei Häusern entlang der
parallelen Bahnlinie.
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Bild:
Halbwüste kurz vor Zhosaly.
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Ab
Zhosaly folgte die Strasse dem Syr Darja Fluss gegen Süden
und die Landschaft wurde innerhalb eines einzigen Fahrtages grüner.
Vereinzelt standen sogar wieder schattenspendende Bäume in
der Landschaft, was ich zuletzt vor Elista in Russland gesehen hatte,
vor fast 2500 Kilometern.
In Kyzylorda habe ich mir in einem guten Hotel einen Pausentag gegönnt. |
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Bild:
Homepage updaten und angeschlagene Verdauungsschläuche regenerieren
in Kyzylorda.
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Bild:
Ein Blick auf Kyzylordas Zentrum von den Aussenbezirken. An Schönheit
sind die kasachischen Ortschaften leicht zu überbieten.
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Nach
Kyzylorda entfernte sich die Strasse wieder etwas vom Syr Darja
und die weiteren Fahrtage verliefen wie gewohnt durch die vor Hitze
flimmernde, staubtrockene Steppe, die nirgends ein schattiges Plätzchen
zur Rast bot. Zudem konnte ich mich vor lauter Müdigkeit kaum
noch im Sattel halten, da die Verdauungsbeschwerden leider noch
nicht auskuriert waren. So habe ich notgedrungen in Shanakurgan
einen weiteren Pausentag eingelegt. |
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Bild:
Weiter durch die knochentrockene und flimmernde Steppe in Richtung
Türkistan.
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In
der Stadt Türkistan steht das Mausoleum von Khoja Ahmed Yasawi
(1103-1165), einem bedeutenden Sufi und Poeten. Der Sufismus (islamische
Mystik) ist bis heute die vorherrschende Form des Islam in Zentralasien.
Das Mausoleum wurde im Auftrag des Mongolen-Herrschers Timur zwischen
1389 und 1405 errichtet und ist seit 2003 Teil des Weltkulturerbes
der UNESCO. |
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Bild:
Das Mausoleum von Khoja Ahmed Yasawi (1103-1165) in Türkistan.
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Von
Türkistan bin ich mit einem Bus nach Alamty gefahren, um die
benötigten Visa für Kirigstan und China zu beantragen.
Das kirgisische Visa war wie gewünscht innerhalb ein paar Stunden
ausgestellt.
Während ich noch dachte, dass es mit dem chinesischen Visa
Probleme gäbe, musste ich ernüchtert feststellen, dass
dem gar nicht so ist. Die chinesischen Behörden vor Ort verneinten
das Ausstellen von Visa nicht, stellen aber bürokratische Hürden,
die unmöglich zu bewältigen sind. Somit steht man vor
einem Problem, das gar keines mehr ist. Wie aber weiter? An den
Baikalsee fahren? Warten bis nach der Olympiade? Unentschlossen
und unverrichteter Dinge bin ich zurück nach Türkistan
gefahren und mit dem Velo weiter in Richtung Bischkek, Kirgisien.
Nach Türkistan sind am Horizont die ersten Vorboten des Tienshan
Gebirges aufgetaucht. Berge hatte ich zum letzten Mal in der Krim
gesehen, vor rund 4000km. |
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Bild:
Die ersten Vorboten des Tienshan Gebirges.
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Bild:
Genau 7000 Kilometer kurz vor Schimkent.
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Bild:
Begeisterter Empfang in Temirlan.
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Bild:
Landschaft kurz vor Schimkent.
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So
viel zu meinen jahrzehntelang gepflegten Vegetarismus: Zum Nachtesen
gibt es Schaffleisch und Kartoffeln (getränkt in Öl, damit
es auch gut durch die Verdauungsschläuche rutscht), garniert
mit Zwiebeln (dass beim Verdauen auch ordentlich Luft dazu kommt!).
In Kasachstan ist das Hauptnahrungsmittel Fleisch, alles anderes
ist Beilage. Gemüse habe ich in den Restaurants noch nie gesehen.
Auf meinem Weg durch Kasachstan habe ich nun sicher schon ein ganzes
Schaf gefressen und fühle mich wie ein Friedhof. Grauenhaft! |
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Bild:
"Kurdak", ein traditionelles kasachisches Gericht.
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Nursultan
Nasarbajew, Präsident auf Lebenszeit "durch Gottes Gnaden",
ist omnipräsent in Kasachstan. Keine Eröffnung einer Fabrik,
einer Universität oder sozialen Einrichtung, die nicht von
Nasarbajew persönlich durchgeführt wird, begleitet von
jubelnden und Fähnchen schwenkenden Claqueren. Die gleichgeschalteten
Medien, mehrheitlich kontrolliert von Präsidententochter Dariga
Nasarbajewa, berichten über die Wohltaten des Präsidenten
und kritisieren ihn zuweilen wohlwollend. Gegen die politische Opposition
geht das Regime mit repressiven Methoden vor. Innenpolitisches Vorbild
ist China.
Nasarbajew
war zuerst Vorsitzender des Ministerrats der Kasachischen Sowjetrepublik
und wurde 1990 durch den Obersten Sowjet zum Präsidenten der
Sowjetrepublik gewählt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion im
Jahr 1991 ließ sich Nasarbajew im nun unabhängigen Kasachstan
für fünf Jahre in seinem Amt bestätigen. Mit einer
neuen Verfassung und vorgezogenen Neuwahlen hat er sich 1995 die
Machtbefugnisse zulasten des Parlaments erweitert und 1998 per Dekret
die Amtszeit des Präsidenten von fünf auf sieben Jahre
verlängert. Die Wahlen von 2005 hat er notabene haushoch gewonnen.
Im Jahr 2007 wurde der Artikel der Verfassung, der die Amtszeit
des Präsidenten begrenzte, abgeschafft. Nasarbajew gewinnt
Wahlen in aller Regel mit über 90% der Stimmen. Die Opposition
spricht von Wahlbetrug, die internationalen Wahlbeobachter von Unfairness.
Durch das starke Wirtschaftswachstum Kasachstans geniesst Nasarbajew
aber das Wohlwollen der Mehrheit der Kasachen. |
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Bild:
Nursultan Nasarbajew, Präsident auf Lebenszeit "durch
Gottes Gnaden".
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Bild:
Kurz vor Taraz sind im fahlen Gegenlicht die ersten schneegekrönten
Gipfel des Tienshan Gebirges aufgetaucht. Ein wohltuender Anblick
nach den Wochen in den endlosen Ebenen der Steppe.
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