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Ernst's Velotouren

  
 
 
 
 
 
Fahrradtour 2008 - 2013
Aufenthalt in Thailand
Teil 2: Ordination und Klosterleben
, Mai 2009
Bild: Bevor man als Mönch ordinieren kann, ist man noch Samanera (Novize) und in weiss gekleidet.
Bild: Nachdem man um die Ordination als Samanera und um die 10 Tugendregeln gebeten hat (1. Abstehen vom Töten lebender Wesen, 2. abstehen vom Stehlen, 3. sexuelle Enthaltsamkeit, 4. abstehen vom Lügen, 5. abstehen vom Genuss berauschender Substanzen, 6. abstehen vom Essen nach 12:00 mittags, 7. sichfernhalten von Tanz, Gesang, Musik und Schaustellungen, 8. Vermeidung von Blumenschmuck, Wohlgerüchen, Schminke, Schmuck, Zierrat, 9. Vermeidung von hohen, üppigen Betten und 10. abstehen vom Annehmen von Gold und Silber, d.h. Geld), helfen einem ältere Mönche ausserhalb des Viharn (Zeremonienhalle) die Mönchsrobe anzuziehen, die aus drei verschiednen Teilen besteht (Unterrock, Obergewand und äussere Robe). Das korrekte Anziehen der Robe fordert einiges an Training und Geschicklichkeit.
Bild: Danach bittet man um den Fortgang der Ordination, muss einige Fragen beantworten und wird dann als Mönch ordiniert. Laienanhänger der buddhistischen Lehre übergeben einem dabei die Bettelschale und weitere essentielle Ausrüstungsgegenstände für das Mönchsdasein.
Bild: Nach abgeschlossener Zeremonie geht man gleich auf einen symbolischen Bettelgang, bei dem einem die zahlreich erschienenen Gäste als gute Tat demütig Gaben in die Schale legen. Es ist unglaublich schön diese Güte der Leute zu erleben. Ich war tief gerührt.
Bild: Nach dem ersten Bettelgang als frischgebackener Mönch wollten dann auch noch alle Freunde und Bekannten eine gute Tat tun. Dabei haben sie mir, der sich nun von der Welt des sinnlichen Vergügens abgewandt hat, die Ehre erwiesen und mich mit Gaben überhäuft. Bedanken für all die grosszügigen Gaben dürfen sich Mönche nicht, weil sonst damit die gute Tat abgegolten worden wäre. Das würde die Geber sehr enttäuschen.
Bild: Zum Abschluss der ganzen Zeremonie gab es ein Gruppenfoto mit allen Freunden und Bekannten, die mich als Laienbekenner der buddhistischen Lehre auf meinem neuen Lebensweg grosszügig unterstützt haben und auch noch weiter unterstützen. Manch einer meiner Freunde hat in der Tat ein kleines Vermögen ausgegeben, damit ich im Kloster in Armut leben kann.


Dannach begann innerhalb des Klosters die Ausbildung zum buddhistischen Mönch (sittliches Verhalten, Meditation und Entwicklung der höheren Wahrheit) und ich lebte mich in den folgenden Tagen in meiner neuen und noch unbekannten Umgebung langsam ein.
Bild: Die versammelte Jungmannschaft der Mönchsgemeinde in "Viharn" (Versammlungsraum der Mönche) des Waldklosters Umong. Hier werden alle Zeremonien abgehalten, an denen auch die Laien teilnehmen können.
Bild: Morgens um halb Acht essen wir die einzige Mahlzeit des Tages. Vor dem Essen singen wir ein Lied, dessen Text uns darauf hinweist, dass wir das Essen nicht aus Vergnügen oder Lust zu uns nehmen, sondern nur um den Körper zu ernähren, die Möglichkeit inneren Friedens zu schaffen und das leidvolle Gefühl des Hungers für eine Weile zu überwinden. So soll es sein.
Bild: Beim meditativen singen.
Bild: Der Tagesablauf eines buddhistischen Mönchs sieht etwa wie folgt aus: Um 3:30 ist Tagwacht, um 4:00 beginnt das Morgen-Chanting und ab 5:00 gehen wir auf die Almosenrunde. Um ca. 7:00 fegen wir das ganze Kloster (in einem Waldkloster gibt es jeden Tag unglaubliche Mengen an Laub) und um 7:30 essen wir das Frühstück - meistens die einzige Mahlzeit am Tag. Der Rest des Morgens kann für verschiedene Arbeiten genutzt werden, z.B. Toiletten reinigen, Roben waschen, meditieren, etc.

Ab 12:00 darf dann nichts mehr gegessen werden. Der Nachmittag ist meistens frei für Meditation oder andere Aktivitäten. Um 16:00 bis 17:00 findet das Nachmittags-Chanting statt, danach gibt es noch eine nahrhafte Sojamilch und um ca. 21:00 ist man so müde, dass man sich schlafen legt. Und dann erklingt noch,
wie jede Nacht, aus unzähligen Tempelhundekehlen die geheulte Kleine Nachtmusik vom Kloster Wat Umong.
Bild: Der "Chedi" des Klosters Wat Umong. Viele der "Chedis" in Thailand sollen noch Originalreliquien des Buddha Sakyamuni enthalten (übriggebliebene Knöchelchen aus der Einäscherung). Nach der Kremation des Buddha-Leichnams, rund 483 v. Chr., wurden die Reliquien gemäss historisch gesicherten Quellen in acht Teile aufgeteilt. Ein Achtel der Einäscherungsreste hatten die Sakyas, der Stamm Buddhas erhalten und setzten diese in Kapilavatthu II bei.

Der Reliquienschatz der Sakyas wurde 1898 von W.C. Peppe, einem britischen Grossgrundbesitzer aus Birdpur, bei Ausgrabungen entdeckt. In der Tiefe der Stupa fand man fünf Gefässe, eines davon eine Specksteinurne mit der Inschrift in Magadi-Sprache: "Diese Urne mit Reliquien des Erhabenen Buddha aus dem Sakya (-Stamm) ist eine Stiftung des Sukiti und seiner Brüder mitsamt Schwestern, Söhnen und Frauen." Die Urne enthielt ausser Knochenteilchen und Asche zahlreiche Kleinstobjekte wie Schmuckperlen, Kristalle und Goldfigürchen. Die Urne ist heute im "Indian Museum" von Kalkutta zu bestaunen.

Die eigentlichen Reliquien aber, die Knochenreste und die Asche Buddhas, wurden
von der indischen Regierung, da sie mehr von religiösem als von archäologischen Interesse waren, dem König von Thailand geschenkt. Und so soll, das sagt man wenigstens, auch der Chedi im Wat Umong tief in seinem Innern ein kleines, verkohltes Knöchelchen des Buddha verbergen
.
Bild: Mit der äusseren Robe beide Schultern bedeckt und ausgerüstet mit der Almosenschale bin ich bereit für "Bindabath" (Bettelgang). Das Wort "Bettelgang" wird jedoch dem Vorgehen nicht gerecht, denn buddhistische Mönche sammeln Nahrung ein, um den Leuten auch etwas zu geben. Da wir ausschliesslich im geistigen Bereich tätig sind, vermitteln wir den Menschen Sittlichkeit, mentale Vertiefung und Wahrheit - Eigenschaften, ohne diese selbst der reichste und mächtigste Mensch der Welt unabwendbar ins Verderben schlittert.

Wir gehen jeden Tag 5 bis 6 Kilometer bis wir genug Nahrung zusammen haben. Für die Gaben der Leute dürfen wir uns nicht bedanken, da sonst ihre Grosszügigkeit abgegolten wäre. Wir loben dafür gesanglich die Tugend der Geber und zeigen dabei den spirituellen Wert der Grosszügigkeit auf. Der Almosengang hat barfuss zu erfolgen, was in Anbetracht der spitzen Steinchen und Scherben auf der Strasse eine ausgezeichnete Konzentrationsübung ist. Auf jeden unbedachten Schritt folgt sogleich die Strafe.

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