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Ernst's Velotouren

  
 
 
 
 
 
Fahrradtour 2008 - 2013
Erste Etappe Schweiz - Thailand
Teil 11: Süd-China
, Dezember 2008
Ich und Herman, ein Belgier den ich in Chengdu im Hotel traf, hatten das Vergnügen, von zwei charmanten Damen in die Chinesische Oper eingeladen zu werden.
Bild: Beim Abendessen im Restaurant.
Bild: Verschiedene Charaktere der traditionellen Sichuan-Oper.
Bild: Streitszene aus einem der vier aufgeführten Themen.
Bild: Höhen- und Geschwindigkeitsprofil Chengdu - Boten (laotische Grenze)
Von Chengdu fuhr ich auf der Strasse 213 durch kalte Nebellandschaften gegen Süden nach Leshan. Seit Wochen fahre ich nun schon durch äusserst dicht besiedelte Gebiete und durchquere unzählige Dörfer und Städte. Platz für naturbelassene Landschaften gibt es seit dem Gelben Fluss bei Lanzhou nicht mehr.
Bild: Auf der 213 durch äusserst dicht besiedelte Gebiete gegen Süden.
Bild: Fischer auf dem Fluss Min He vor der Häuserfront von Leshan.
Die Hauptattraktion von Leshan ist der in eine Felswand geschlagene sitzende Grosse Buddha, der mit verklärtem Blick auf den Zusammenfluss der Flüsse Dadu He und Min He blickt. Die Statue misst in der Höhe 71m, die Schultern haben eine Breite von 28m, was den Leshan-Buddha zum größten der Welt macht. Allein der Kopf hat eine Höhe von 15 Metern und eine Breite von 10 Metern, die Ohren sind 7 Meter lang und der große Zeh bietet einer ganzen Fussballmannschaft Platz.

Der buddhistische Mönch Haitong begann im Jahr 713 mit dem Bau der Statue in der Hoffnung, die Präsenz eines Buddhas würde die unberechenbaren Strömungen des Zusammenfluss der beiden Flüsse besänftigen und die Fischer vor den tödlichen Strudeln und Untiefen beschützen. Tatsächlich regulierte das aus dem Fels geschlagene Gestein das Flussbett und beruhigte somit das Wasser. Leicht-Gläubige Buddhisten aber, innerlich entflammt von einem wilden religiösen Feuer, sind natürlich davon überzeugt, dass die Beruhigung der strudelnden Wasser ausschliesslich der Präsenz der gigantischen Buddhastatue zuzuschreiben sei.
Bild: Sicht auf den Grossen Buddha von oben, auf die Besucherplattform und die nach unten führende Treppe.
Bild: Von der Treppe aus gesehen.
Bild: Sicht aus der Ameisenperspektive.
Im Becken von Sichuan wächst im milden Klima allerlei tropische Flora wie Palmen, Bambus, Zitrusbäume, Bananen, Litschi, Kaki, Zuckerrohr, etc.
Bild: Bambus
Bild: Noch knapp 900km bis nach Kunming.
Kaum hatte ich das Becken von Sichuan verlassen, ging es über stozige und hohe Berge nur noch rauf und runter. Und das soll sich für die nächsten 2500km, notabene bis nach Thailand, nicht mehr ändern. Natürlich komme ich nicht mehr wie geplant vorwärts (d.h. ca. 120km/Tag), da an manchen Tagen auch nur 80km eine stolze Tagesleistung sind. 1300 Höhenmeter pro Tag sind in dieser Landschaft keine Seltenheit.
Bild: Im Aufstieg eines langen und namenlosen Passes.
Bild: Ein paar der hohen Pässe wurden zum Glück mit Tunneln entschärft.
Am zweiten Tag ab Leshan bin ich in die tiefen und gewundenen Täler des Jangtsekiang hinunter gefahren und somit in der südlichsten Provinz Chinas auf meinem Weg angekommen (Yunnan).
Der Jangtsekiang ist der längste Fluss Asiens und nach dem Nil und dem Amazonas der drittlängste Strom der Welt. Er fließt auf seiner ganzen Länge von 6.380 km durch die Volksrepublik China. Sein Quellgebiet liegt im Qinghai-Plateau von Tibet und seine Mündung am Ostchinsischen Meer nördlich von Shanghai. Der Jangtsekiang war Ort zahlreicher wichtiger Ereignisse der chinesischen Geschichte (z.B. die Überquerung des Jangtsekiang durch Mao Zedong und seinen Anhängern während des langen Marsches). Leider ist der geschichtsträchtige Strom extrem kontaminiert und chinesische NGOs dokumentieren, dass das Wasser sogar Krebs erregend ist.
Bild: Im Nieselwetter durch die Schluchten des Jangtsekiang. Wenigstens ist es entlang des Stroms, auf nur 300m Höhe, einigermassen warm (d.h. knapp über 10°C).
Bild: Nieselregen, Nebel und keine 5°C auf 2000m Höhe im Wulianfeng Gebirge in der Nähe der Stadt Zhaotong. Seit Tagen fahre ich in solchem Wetter in der Höhe herum. Ich sehne mich nach Sonne und Wärme.
Bild: Zwei Pässe und drei Täler weiter riss der verhangene Himmel plötzlich auf und es wurde endlich wärmer - selbst auf 2500m Höhe. Weg mit den Handschuhen und weg mit der Mütze!
Bild: Die Stadt Huize, auf über 2100m Höhe und rund 200km vor Kunming gelegen, nach Sonnenuntergang.
Bild: Die letzten zwei Tage nach Kunming bin ich mit Martin aus Eindhoven, Holland gefahren. Er hat sich zum 50. Geburtstag eine Velotour von Holland nach Vietnam gegönnt.
In der Abfahrt von letzten Pass vor Kunming bin ich übel gestürzt! Natürlich wollte Martin nach dem ersten Schock die ganze Angelegenheit kurz dokumentieren, und so musste ich die Blessuren an Knie und Ellbogen für das Foto heroisch herzeigen.
Ein neugieriger Autofahrer, der während dem Fahren die beiden Radfahrer neben sich begeistert betrachtete, vergass dabei die Kurve zu nehmen und drängte mich ungewollt brüsk gegen die Leitplanke. Durch eine Notbremsung, damit ich nicht mit dem Auto kollidierte, blockierte ich unabsichtlich kurz das Hinterrad des Velos und knallte dadurch ein paar Meter weiter mit erheblicher Geschwindigkeit erst recht in die Leitplanke. Hoppla!
Der arme Autofahrer erschrack noch vielmehr als ich, wollte mich mitnehmen, zu einem Arzt bringen, bot mir dann eine Zigarette an (die ich in diesem Fall auch gerne rauchte!) und entschuldigte sich unzählige Male unterwürfig und freundlich lächelnd mit einem Wai (mit aneinander gelegten Handflächen vor dem Gesicht). Es kostete mich über 10 Minuten Höflichkeiten und Liebenswürdigkeiten den aufgeschreckten Autofahrer wieder zu beruhigen und davon zu überzeugen, dass er unbesorgt weiterfahren kann. Erst als die allgemeine Harmonie wieder hergestellt war, konnte ich mich um die eigenen Blessuren kümmern. Ich war zum Glück nicht ernsthaft verletzt und das Velo war auch nicht all zu arg lädiert. "Glück im Unglück" nennt man das wohl...
Bild: Heroisches herzeigen der Schürfungen und Prellungen.
Bild: Kurz vor Kunming haben wir Gin und Bun aus Singapore getroffen, die in den Bergen eine grosse Oliven- und Gemüsefarm führen und uns spontan zu einem leckeren Mittagessen eingeladen haben. Kurz danachen haben sich die Wege von mir und Martin wieder getrennt und ich fuhr allein weiter gegen Süden.
Am Strassenrand verkaufen Bauern vom Lisu-Bergvolk, einer ethischen Minderheit in China, ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse - darunter ganz leckere, tropische Früchte wie Sternäpfel, Mangos, Mandarinen, Zuckerrohr, etc.
Bild: Fruchtverkäuferin vom Lisu-Bergvolk.
Bild: Endich bin ich im Kurzhosen-Wetter angekommen. Die Tageshöchstemperaturen klettern in den Tälern Süd-Yunnans über 20°C und die Berge sind z.T. mit dichtem Dschungel überwuchert!
Bild: Durch grüne Landschaften der laotischen Grenze entgegen.
Bild: Zentrale Kreuzung der Ortschaft Ning'er südlich von Kunming.
Täglich überquere ich auf meinem Weg durch das feucht-warme Klima Süd-Yunnans mehrere Pässe und fahre durch den z.T. noch dichten, tropischen Regenwald des autonomen Bezirks Xishuangbanna. In Xishuangbanna leben zahlreiche Bergvölker wie die Dai, Han, Yi, Hani, Lahu, Blang, Jino, Yao, Miao, Bai, Hui, Va etc, von denen jedes seine eigene Sprache und Kultur hat. Der Name "Xishuangbanna" stammt aus der Sprache der Dai, der grössten Ethnie des Bezirks, und bedeutet "zwölftausend Reisfelder".
An einem dieser Tage habe ich den nördlichen Wendekreis überschritten (eigentlich überfahren!) und bin somit zumindest theoretisch in den Tropen angekommen.
Bild: Durch den z.T. noch dichten, tropischen Regenwald des autonomen Bezirks Xishuangbanna.
Bild: Simao in der Abenddämmerung. Noch 3 Tage an die laotische Grenze...
Hier werden gerade 3 Meter Zuckerrohr für mich geschält und geschnitten. Mit dem Zuckerrohr kauen ist das allerdings so eine Sache: Man braucht dazu sehr gute Zähne, die man aber nicht mehr lange hat, wenn man eben so Zeug kaut. Kommt hinzu, dass ich Zuckerrohr überaus liebe und in nur 10 Minuten glatt 2 Meter durchraffeln kann - da können selbst Einheimische kaum noch mithalten! Den Zahnarzt wird es freuen...
Bild: Zuckerrohr-Verkäuferin in Xiaomengyang.
Bild: Pause in einer Gummibaumplantage.
Bild: Auf hervorragender Strasse und bei herrlichem Wetter nach Mengla und weiter an die laotische Grenze.
Bild: Noch 14 km nach Mohan und somit an die Grenze. "Good bye China", hat mich gefreut!
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